Bildungssystem
Das österreichische Bildungssystem umfasst die Betreuung und Ausbildung junger Menschen vom ersten Lebensjahr bis hin zum Abschluss eines Hochschulstudiums.
Kinder von 0 bis 6 Jahren
Kleinkinder werden in Österreich je nach Alter in Kinderkrippen (1-3 Jahre), in Kindergärten (3 bis 6 Jahre) und Vorschulen (ab 5 Jahren) betreut. Eine weitere beliebte Betreuungsform für Kleinkinder ist die Betreuung in Kleingruppen durch sogenannte Tagesmütter (seltener: Tagesväter), meist in deren privatem Wohnraum.
Schulpflicht (1.-9. Schulstufe)
In Österreich sind Kinder neun Jahre lang schulpflichtig (eine Ausbildungspflicht besteht grundsätzlich bis zur Vollendung des 18. Lebensjahres). Sie starten ihre Schullaufbahn ab dem auf die Vollendung des 6. Lebensjahres folgenden 1. September mit der vier Jahre dauernden Volksschule (gewisse Abweichungen sind möglich).
Es gibt sowohl öffentliche als auch private Volksschulen sowie Volksschulen mit mehrsprachiger bzw. internationaler Ausrichtung (Letztere sind teils öffentlich, teils privat). Österreich hat strenge Bildungsstandards, die dazu beitragen, dass Schüler:innen eine qualitativ hochwertige Ausbildung erhalten. Ein Großteil der Kinder besucht eine öffentliche Schule aber auch Privatschulen können aufgrund ihrer jeweiligen Ausrichtung eine attraktive Alternative darstellen.
Für die öffentlichen Pflichtschulen bestehen Schulsprengel, was bedeutet, dass man sich auch die öffentliche Volksschule grundsätzlich nicht aussuchen kann, sondern dass Kinder jene Volksschule besuchen in deren Schulsprengel sie ihren Hauptwohnsitz haben. Ausnahmen sind unter gewissen Voraussetzungen möglich. Die Innsbruck Elementary School und die Anerkannte Europäische Schule sowie die bilinguale Klasse an der Volksschule Altwilten (siehe dazu unten) sind beispielsweise nicht an städtische Schulsprengel gebunden, jedoch sind die jeweiligen Aufnahmemodalitäten zu beachten. Ein weiteres Beispiel für eine Schule, die in ihren Anmelde- und Aufnahmemodalitäten von jenen anderer öffentlicher Volksschulen abweicht, ist die Praxisvolksschule der Pädagogischen Hochschule Tirol (Informationen dazu auf deren Website oder im persönlichen Kontakt). Private Volksschulen sind grundsätzlich nicht sprengelgebunden.
Nach den vier Volksschuljahren findet eine Teilung der schulpflichtigen Kinder in zwei Schultypen statt: Diese besuchen dann entweder eine sogenannte (vierjährige) Mittelschule (MS) oder eine allgemeinbildende höhere Schule (Gymnasium oder auch AHS genannt), welche insgesamt acht Schulstufen umfasst. Es ist jedoch nicht zwingend dann auch wirklich acht Jahre dort zu verbleiben (vgl. dazu unten "Jugendliche ab 14 Jahren").
Die Schulwahl ist natürlich wichtig und viele Eltern in Tirol streben danach ihre Kinder nach der Volksschule ein Gymnasium besuchen zu lassen. Dies bedingt entsprechende Noten. Es gibt zudem durchaus auch Mittelschulen, die für ihr sehr gutes Niveau bekannt sind, die aber nicht ganz so strenge Kriterien haben wie Gymnasien - auch auf diese besteht ein großer Ansturm.
Die Schulanmeldung für die Volksschule erfolgt normalerweise in den Volksschulen selbst, die jährliche allgemeine Einschreibungsfrist wird öffentlich bekanntgegeben (meist findet diese im Februar für den Schulbeginn im September desselben Jahres statt). Für manche Schulen bestehen jedoch besondere Aufnahmemodalitäten (zB Privatschulen, Volksschule PH Tirol) und eigene Fristen, die beispielsweise auch eine Anmeldung bereits im Jahr davor erfordern können. Erkundigen Sie sich frühzeitig!
Für die Mittelschulen und die Allgemeinen Höheren Schulen (AHS) sollten Sie sich ebenfalls sehr früh interessieren. Die Anmeldung für die meisten öffentlichen Mittelschulen und AHS findet zu Jahresbeginn für den September desselben Jahres statt. Es gibt aber Schulen, für die eine Anmeldung bereits davor (teils schon in der 3. Klasse) notwendig ist und manche Schulen, insbesondere im städtischen Raum, sind so beliebt, dass eine Aufnahme nur begrenzt wahrscheinlich ist. Hinzu kommen die gesetzlichen Kriterien, wie etwa die Schulnoten für die Aufnahme im Gymnasium.
Ist die Einhaltung der zeitlichen Aufnahmefristen nicht möglich (etwa, weil der Zuzug eines bereits schulpflichtigen Kindes erfolgt), empfiehlt es sich, so frühzeitig wie möglich und noch vom Ausland aus Kontakt mit der relevanten Schule aufzunehmen.
Um Fehler aufgrund der mangelnden Kenntnis des Systems zu vermeiden und sich Frust möglichst zu ersparen, empfehlen wir Ihnen, sich (jedenfalls vor Ihrem Zuzug und dann erneut lange genug vor einem Schulwechsel von der Volksschule in eine höhere Schule) von der Bildungsdirektion Tirol zum idealen Vorgehen für die Schulwahl für Ihr Kind beraten zu lassen!
Mehrsprachige und internationale Schulangebote für die 1. bis 4. Schulstufe:
Innsbruck
Innsbruck Elementary School: Die öffentliche Volksschule „Innsbruck Elementary School“ (IES) befindet sich im Stadtteil Saggen. Die IES ist Teil der ersten „Anerkannten Europäischen Schule“ Österreichs (Sprachabteilungen Englisch/Deutsch).
Volksschule Altwilten: Die öffentliche Volksschule Altwilten in Innsbruck ist Teil der ersten Anerkannten Europäischen Schule Österreichs, mit dem Sprachsektor Italienisch (Hauptunterrichtssprache Italienisch). Parallel läuft am Standort Altwilten ein bereits seit 2005 bestehendes bilinguales Projekt (Bilinguale Deutsch-Italienisch-Klasse).
COLE Primary School: Private Volksschule (Bilingual Englisch-Deutsch).
Zirl
Foxhill Bilingual International School:
Diese reine Privatschule in Zirl (ohne in Österreich geregelte Schulartbezeichnung) verfolgt ein bilinguales deutsch-/englischsprachiges Konzept und steht Kindern und Jugendlichen von 2 bis 14 Jahren offen.
Mehrsprachige und internationale Schulangebote ab der 5. Schulstufe
Innsbruck
International School Innsbruck
Die „International School Innsbruck“ gehört zum Akademischen Gymnasium Innsbruck, und ist sowohl „IB World School“ als auch „Anerkannte Europäische Schule“. Angeboten werden sowohl Klassenzüge mit Deutsch als auch Klassenzüge mit Englisch als Primärsprache. Die Schule kann nach acht Schuljahren mit dem „Europäischen Baccalauréat“ abgeschlossen werden. Außerdem ist die Schule berechtigt, das „International Baccalaureate“, zusätzlich zur österreichischen Matura, anzubieten.
Kufstein
International School Kufstein Tirol:
Die ISK Tirol (International School Kufstein Tirol) ist eine Privatschule in Kufstein mit Öffentlichkeitsrecht und internationaler Schwerpunktsetzung. Sie ist eine „Allgemeinbildende Höhere Schule“, besteht aus einer Unter- und einer Oberstufe und nimmt Kinder ab zehn Jahren auf. Als "IB World School" ist sie berechtigt, ergänzend zum österreichischen Lehrplan und zusätzlich zur österreichischen Matura den Schulabschluss „International Baccalaureate“ anzubieten. Die Unterrichtssprache ist grundsätzlich Englisch (in der fünften Schulstufe auch noch bilingual Deutsch-Englisch).
Zur Foxhill Bilingual International School in Zirl vgl. oben.
Sonderpädagogik
Für Kinder mit besonderen Bedürfnissen oder sonderpädagogischem Förderbedarf gibt es Angebote. Bitte erkundigen Sie sich zu diesem wichtigen Thema jeweils aktuell bei der Bildungsdirektion Tirol.
Jugendliche ab 14 Jahren (9.-12. Schulstufe)
Besuchen Kinder nach der Volksschule eine Mittelschule, können sie (bei entsprechenden Noten) danach, also ab der neunten Schulstufe, eine allgemeinbildende höhere Schule (= Gymnasium) oder eine berufsbildende höhere Schule (BHS) besuchen. Auch Kinder, die nach der Volksschule direkt eine allgemeinbildende höhere Schule (= Gymnasium) besuchen, entscheiden sich nach der 8. Schulstufe nicht selten für einen Schulwechsel (weil sie beispielsweise in eine berufsbildende höhere Schule gehen möchten). Wichtig zu wissen ist auch, dass es unter den allgemeinbildenden höheren Schulen neben den acht Schulstufen umfassenden Gymnasien auch reine Oberstufenrealgymnasien gibt, die mit der 9. Schulstufe beginnen und vier Schulstufen umfassen.
Die Oberstufe des Gymnasiums (also sozusagen der zweite Teil der achtjährigen allgemeinbildenden höheren Schule) und das Oberstufenrealgymnasium (vier Jahre aber der neunten Schulstufe) schließen grundsätzlich mit der Matura (Reifeprüfung) ab. An internationalen Gymnasien sind weitere oder andere Abschlüsse möglich (vgl. oben zur International School Innsbruck und zur International School Kufstein Tirol).
Die berufsbildenden höheren Schulen dauern fünf Jahre (insgesamt absolviert ein/e Schüler:in in der gesamten Schullaufbahn hier also anders als bei der Matura im Gymansium nicht 12, sondern 13 Schulstufen). Zusätzlich zur Matura erwerben Schülerinnen berufsbildender höherer Schulen (BHS) je nach Schultyp Berufsberechtigungen für einen oder mehrere Berufe.
Sowohl eine Matura an einer allgemeinbildenden höheren Schule als auch an einer berufsbildenden höheren Schule befähigt Schüler:innen zum Besuch einer Universität oder Fachhochschule.
Eine weitere Alternative ab der neunten Schulstufe stellen berufsbildende mittlere Schulen dar (Ausbildungsdauer zwischen einem und vier Jahren). Diese werden mit einer Fachprüfung abgeschlossen und berechtigen zur Ausübung bestimmter Berufe. Im Anschluss stehen verschiedene Möglichkeiten offen, wie etwa die Absolvierung eines Aufbaulehrgangs zur Matura.
Unter anderem für Schüler:innen, die unmittelbar nach der allgemeinen Schulpflicht einen Beruf erlernen wollen, kann auch die Polytechnische Schule (zB als neuntes Schuljahr) interessant sein.
Zu mehrsprachigen und internationalen Schulangeboten in Tirol für die 9. bis 12. Schulstufe vgl. oben International School Innsbruck und International School Kufstein Tirol.
Weitere Schulformen und Möglichkeiten (zB Ausbildungen für Gesundheitsberufe; Bildungsanstalt für Elementarpädagogik und Bildungsanstalt für Sozialpädagogik; zweiter Bildungsweg) finden Sie etwa auf der Bildungssystem-Website des OeAD.
Wir empfehlen Ihnen zudem, sich von der Bildungsdirektion Tirol zum idealen Vorgehen betreffend die Schulwahl für Ihr Kind beraten zu lassen!
Lehre
Rund 250 Berufe können in einer beruflichen Erstausbildung (Lehre) nach der Erfüllung der neunjährigen Schulpflicht, ab dem 15. Lebensjahr erlernt werden. Die meisten Lehrausbildungen dauern zwischen drei und vier Jahren. Der Beruf wird gleichzeitig in einem Betrieb und in der Berufsschule erlernt. Am Ende der Lehrzeit absolvieren die Jugendlichen (Lehrlinge) eine Lehrabschlussprüfung. Nach der Lehre stehen verschiedene Wege offen.
Universität, Hochschule
Die Matura (Reifeprüfung) ist eine Voraussetzung für ein Hochschulstudium an einer Universität, Fachhochschule oder einem Kolleg. Auch über die so genannte „Berufsreifeprüfung“ oder die „Studienberechtigungsprüfung“ können die Zugangsvoraussetzungen für ein Hochschulstudium erfüllt werden.
In Österreich gibt es eine Vielzahl an technischen, humanwissenschaftlichen, künstlerischen und anderen Studienmöglichkeiten. Fachhochschulen bieten eine praxisorientierte Ausbildung, die einen direkten Einstieg in den Beruf ermöglicht. Pädagogische Hochschulen bilden Volksschul-, Hauptschul-, Sonderschullehrer:innen und Lehrer:innen für Polytechnische Schulen aus.
Bitte beachten Sie, dass diese Ausführungen nur einige Grundzüge darstellen können und keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit erheben. Eine umfassendere, tagesaktuelle Darstellung des österreichischen Bildungssystems stellt der Österreichische Austauschdienst OeAD, Nationalagentur Erasmus+ Bildung zur Verfügung, auf dessen Informationsportal wir Sie verweisen dürfen.